26. Prädikatsvergabe
am 05.11.2019 mit der acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München
Die acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, die auch selbst als erste Akademie der Wissenschaften mit dem TOTAL E-QUALITY Prädikat für Chancengleichheit ausgezeichnet wurde, war in diesem Jahr unsere Kooperationspartnerin der Auszeichnungsveranstaltung, die am 5. November in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München stattfand.
Mit acatech war zum zweiten Mal eine Wissenschaftseinrichtung Mitausrichter. Entsprechend war das Thema der Veranstaltung gewählt: "MINT goes Gender Diversity - Chancengleichheit in MINT-Karrieren". Vielfalt als die Summe unterschiedlicher Denkweisen, Erfahrungen, Perspektiven und Lebensentwürfe aller Menschen lierfert neue Impulse und Ideen, um Innovationen voranzubringen und kreative Lösungen für Herausforderungen zu finden.
Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende von TOTAL E-QUALITY Udo Noack begrüßte in Vertretung der Vorsitzenden Eva Maria Roer die Gäste und leitete in das Thema des Tages ein. Die Arbeitswelt stellt uns eine Vielzahl von Herausforderungen mit Chancen und Risiken, Möglichkeiten und Grenzen. Die Vorträge und Diskussion dieser Veranstaltung sollten Impulse für die tägliche Arbeit in den Organisationen bieten.
Prof. Dr. Dieter Spath, Präsident der acatech, erläuterte in seinem Grußwort die Notwendigkeit des Engagements für Chancengleichheit in der Akademie, denn diese Organisation leistet mit der gebündelten Kompetenz und Innovationsfähigkeit ihrer Mitglieder richtungsweisend einen Beitrag zur Zukunftsgestaltung unserer Gesellschaft. Politik- und Gesellschaftsberatung in technikwissenschaftlichen Themen kann nur glaubwürdig sein, wenn man die Themen aus der Perspektive von Männern UND Frauen sieht. Chancengleichheit lebt in Organisationen stark von der persönlichen Haltung der Verantwortlichen der obersten Führungsebene. Diese Haltung war bei Herrn Prof. Dr. Spath, wie auch später beim Keynotespeaker, sehr authentisch und überzeugend.
Das Grußwort der Politik und den Glückwunsch der Bundesministerin Anja Karliczek an die Prädikatsträger überbrachte Christina Hadulla-Kuhlmann, Referatsleiterin im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Sie unterstrich die Bedeutung des TOTAL E-QUALITY Prädikats, das seit über zwanzig Jahren stets die Chancengleichheit in den Mittelpunkt stellt. Sie würdigte die Nachhaltigkeit der Initiative und das erfolgreiche Engagment aller Ausgezeichneten. 2008 wurde der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen "Komm, mach MINT" ins Leben gerufen, der heute über 300 Partner aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Medien und Verbände miteinander vernetzt. Die Bemühungen zur Erhöhung des Frauenanteils in MINT-Berufen zeigt Erfolge, verlangt jedoch nach weiteren Anstrengungen aller Akteure.
Prof. Dr. Christian Thomsen stellte in seiner Keynote das Engagement der Technischen Universität Berlin dar. Vielfalt war Gründungsidee und ist Vision der Berlin University Alliance, einem Zusammenschluss der Berliner Universitäten. Er sprach von sichtbaren Erfolgen und steten Herausforderungen, denen er als Präsident im Universitätsbetrieb tagtäglich begegnet. Die ehrgeizigen Ziele der Berlin University Alliance sind nur in einem Arbeits-, Forschungs- und Studienumfeld erreichbar, das es schafft, eine Vielfalt an Erfahrungshintergründen und Perspektiven zu versammeln und gleichberechtigt einzubinden. Das universitätsweite Konzept des Diversitäts-Mainstreaming bestehend aus Diversity-Impact Assessment und Diversitäts-Reporting, ergänzt mit wechselnden Fokusthemen. Wir finden: ein spannender, zukunftsorientierter Mix, der Beispiel macht und Mut geben kann!
Die impulsgebende Podiumsdiskussion war einerseits Expert/-innenrunde, andererseits wurden Fragen des Publikums, die erstmals über das Online-Tool sli.do direkt in der Runde sichtbar wurden, aufgegriffen und beantwortet. Die Runde wurde von Tijen Onaran, Global Digital Women, moderiert.
An der Diskussion wirkten mit:
- Sabria David, Gründerin, Slow Media Institut
- Dr. Frank Rahmstorf, Geschäftsführer, vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.
- Prof. Dr. Martina Schraudner, Mitglied des Vorstands, acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e. V.
- Prof. Dr. Barbara Schwarze, Gender und Diversity in Ingenieurwissenschaften und Informatik, Hochschule Osnabrück
Zusammengefasst einige wichtige Thesen/Feststellungen:
- Es fehlen erfolgreiche Führungsfrauen als Vorbilder. Es ist schwer, sie sichtbar zu machen, sie z. B. bei Veranstaltungen auf die Bühne zu bringen. Das Wichtigste: Man muss anfangen! Organisationen müssen sich verändern und erst langfristige Projekte schaffen Nachhaltigkeit.
- Der Anteil an Ingenieurinnen ist im deutschsprachigen Raum sehr niedrig. Im arabischen Raum ist das nicht so, obwohl die Bilder es anders zeigen. Das Thema Frauen im Beruf wird bei uns noch immer von alten Traditionen bestimmt ("Höhere-Tochter-Ideal").
- In der Gesellschaft sind Rahmenbedingungen und Anreize zu schaffen. Die Förderung von Frauen in MINT-Berufen beginnt schon in der frühkindlichen Bildung und dem Praxisbezug in technischen Fächern in der Schule.
- Chancengleichheit ist im Rahmen das Talentmanagement zum zwingenden Erfordernis geworden.
- Digitalisierung heißt auch, dass der Anteil an Tätigkeiten steigt, die ortsunabhängig erledigt werden können. Dies bedeutet eine künftig noch stärkere Flexibilität der Arbeitsbedingungen und einen breiteren Ausstieg aus der Präsenzkultur, auch für Führungskräfte.
- Die Zeit fordert klare Statements von Männern zu Chancengleichheit (z. B. Mut zur Nichtteilnahme an reinen Männer-Panels).
- In Zeiten des Arbeitnehmermarktes für Frauen in MINT-Berufen stellt sich verstärkt die Frage, was Frauen mehr anspricht. Die Situation ist für Ingenieurinnen derzeit sehr komfortabel. Es bleibt die Herausforderung, dass Frauen bei Veränderungen weg vom Arbeitnehmermarkt nicht die ersten sein werden, die aus dem Arbeitsmarkt fallen.
- Wenn es in den Personalabteilungen Menschen gibt, die das Wissen über Diversitymanagement einbringen, braucht es keine extra Beauftragten mehr.
- Karrierechancen offen zu kommunizieren, ist ein Erfolgsbaustein im Empfehlungsmanagement zur Gewinnung neuer qualifizierter Mitarbeitenden.
- Es gibt viel brachliegendes Know-How bei qualifizierten weiblichen Geflüchteten. Hier ist zu überlegen, wie es nutzbar gemacht werden kann (z. B. über die standardisierte Anerkennung von Berufsabschlüssen und Nachqualifikation).
- Im Hinblick auf die Gründerfrage müssen Kinder lernen, sich etwas zuzutrauen ("Das Herz über die Hürde werfen"). Sie lernen, indem man sie z. B. mit auf berufliche Veranstaltungen nimmt.
- Rollenbilder und Stereotype sind unabhängig von MINT und Digitalisierung. Unconscious bias sind sehr problematisch im Zusammenhang mit Algorithmen die Historie festschreiben.
Das TOTAL E-QUALITY Prädikat wurde in diesem Jahr an 60 Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung verliehen. 29 bekamen das Prädikat mit dem Add-On für Diversity.
Beim Netzwerktreffen am Vortag der Prädikatsvergabe stand der gemeinsame Austausch im Vordergrund. In diesem Jahr bot die Vorstellung der Online-Toolbox EFFORTI zur strategischen Planung von Gleichstellungsmaßnahmen in Wissenschaft, Politk und Wirtschaft einen sehr praxisnahen Anlass, um ins Gespräch zu kommen. Entwickelt wurde die Online-Toolbox im Rahmen des EU-Projekts EFFORTI u.a. vom Fraunhofer Center for Responsible Research and Innovation. Zentrales Ziel war es, Indikatoren zur Verfügung zu stellen, mit denen der Effekt von Gleichstellungsmaßnahmen auf die Qualität und die Leistungsfähigkeit des Forschungs- und Innovationssystems belegt werden kann. Neues sowie bereits vorhandenes Wissen über die Relevanz, Wirksamkeit und Effizienz von Gleichstellungsmaßnahmen in der öffentlichen und privaten Forschung wurde systematisiert, vertieft und zu einem umfassenden Analyse-Modell verarbeitet. Das Resultat ist eine Toolbox, mit der Gleichstellungsmaßnahmen mit übergreifenden Zielen und zu erwartenden Wirkungen gekoppelt werden. Rund 30 Netzwerkteilnehmer/-innen konnten die Toolbox praktisch ausprobieren und die eigenen Anwendungsmöglichkeiten reflektieren.
Alternativ gab es die Möglichkeit einer Stadtführung durch die Münchner Altstadt unter dem Motto „Ohne Frauen geht nix“, die vom Prädikatsträger "Continentale Versicherungsverbund Dortmund" gesponsert wurde und an der rund 30 Personen teilnahmen. Die zwei versierten Stadtführerinnen zeigten Orte, die eng mit der Lebensgeschichte meist wenig bekannter, aber bemerkenswerter Münchner Frauen verbunden sind. Die Teilnehmer/-innen hörten z. B. von unglücklichen Frauen, die in das Herrscherhaus der Wittelsbacher eingeheiratet hatten, von Künstlerinnen, die im Schatten bekannter Männer standen, von Unternehmerinnen, die sich auf findige Weise durchsetzten als Frauen noch gar keine Rechte hatten.
Ausgezeichnet wurden folgende Organisationen:
Die Träger des Prädikats für Chancengleichheit & Diversity
- AOK - Die Gesundheitskasse in Hessen
- BBQ Berufliche Bildung gGmbH
- Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH
- Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
- DWI Leibniz-Institut für Interaktive Materialien e. V.
- Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) gGmbH
- Hochschule Bremen
- Hogan Lovells International LLP
- Hotel Esplanade
- IT-P GmbH
- Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH
- Leibniz-Institut für Alternsforschung - Fritz-Lipmann-Institut (FLI) e.V.
- Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-Knöll-Institut
- Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie (IPB)
- Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
- Ludwig-Maximilians-Universität München
- Messer Group GmbH
- Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen
- Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) e.V.
- SIMON WERBUNG GmbH
- Stadt Köln
- Stadt Leipzig
- Stadtverwaltung Nürnberg
- Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (TMASGFF)
- Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales
- TIBOR Gesellschaft für Bildung, Beratung und Vermittlung mbH
- Umweltbundesamt (UBA)
- Universität Duisburg-Essen
- WILO SE
Die Träger des Prädikats für Chancengleichheit
- acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e. V.
- Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW
- Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft (bbw) gGmbH
- Continentale Versicherungsverbund auf Gegenseitigkeit
- EDG Entsorgung Dortmund GmbH
- Frauenzentrum Huckarde 1980 e. V.
- Gesellschaft für personale und soziale Dienste (gps) mbH
- Hamburgische Investitions- und Förderbank
- Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung
- Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen/Geislingen
- IHP GmbH - Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik
- Institut für Weltwirtschaft (IfW)
- Institut für Zeitgeschichte München-Berlin
- Kommunaler Arbeitgeberverband Bayern e. V.
- Lead Discovery Center GmbH
- Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS)
- Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (IEG)
- Leibniz-Institut für jüdische Geschichte und Kultur – Simon Dubnow
- Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde
- Leibniz-Institut für Photonische Technologien e. V. (IPHT)
- Leibniz-Institut Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK)
- Mülheimer Wohnungsbau eG
- Stadt Herne
- Stadt Witten, Universitätsstadt an der Ruhr
- TECHNIK in FORM Blechbearbeitung GmbH und DESIGN in FORM Fertigungstechnik GmbH
- Technische Hochschule Ostwestfalen-Lippe, University of Applied Sciences and Arts
- Technische Informationsbibliothek (TIB) Leibniz Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften, Universitätsbibliothek
- Thales Deutschland GmbH
- TITK-Group: TITK Thüringisches Institut für Textil- und Kunststoff Forschung e. V., OMPG Ostthüringische Materialprüfgesellschaft für Textil und Kunststoffe mbH, smartpolymer GmbH
- TRAIN Transfer und Integration GmbH
- vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., vbm - Verband der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie e. V., bayme - Bayerischer Unternehmensverband Metall und Elektro e. V. , ibw- Informationszentrale der Bayerischen Wirtschaft e.V.
Auch im Herbst 2020 werden wieder TOTAL E-QUALITY Prädikate verliehen. Die Bewerbungsfrist läuft bis zum 30. April 2020.
Aktueller Abgabetermin
Einsendeschluss für Ihre Bewerbungsunterlagen für die nächste Runde ist der 30. April 2025.