Vorstandsfrauen verdienen ein Fünftel weniger als Männer

18.04.2012

Auch in Top-Positionen verdienen Frauen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen: Fast 21 Prozent beträgt die durchschnittliche Lohnlücke (Pay Gap) zwischen Frauen und Männern in Vorständen deutscher Unternehmen. Das belegt die Studie „Frauen in Führungspositionen: Entgeltunterschiede bei Vorständen“.

Ist eine Frau Mitglied im Vorstand eines deutschen Unternehmens, verdient sie im Durchschnitt gut ein Fünftel weniger als ein vergleichbarer männlicher Vorstand. Dabei handelt es sich um einen so genannten „bereinigten“ Pay Gap, betonen die Autoren der Studie Prof. Hagen Lindstädt, Dr. Kerstin Fehre und Prof. Michael Wolff. Das heißt wesentliche Einflussgrößen wie persönliche Charakteristika, Vorstandsressort und Unternehmensmerkmale wurden bei der Erhebung berücksichtigt. Als Ursache für die Verdienstunterschiede vermutet die Studie ein „geringeres Interesse aufseiten der Aufsichtsräte, Frauen für die Vorstandsposition zu gewinnen“, weil aufgrund von Vorurteilen oder mangels Erfahrung die Fähigkeiten weiblicher Vorstände falsch eingeschätzt würden. Hinzu könnte kommen, dass Frauen auch als Vorstandskandidatinnen zurückhaltender um ihre Vergütung verhandeln als Männer, heißt es.

Im zweiten Teil geht die Untersuchung der Frage nach, ob die Höhe der Vorstandsvergütung davon abhängt, wie hoch der Frauenanteil im kontrollierenden Aufsichtsrat ist: Ist es für Vorstände einfacher, ihre Vergütung zu erhöhen, wenn sie soziale Gemeinsamkeiten mit den Mitgliedern des Aufsichtsrats verbinden (Old-Boys-Netzwerke)? Die Untersuchung bestätigt diese Vermutung bisher zumindest nicht: Der Anteil von Frauen im Aufsichtsrat eines Unternehmens wirkt sich nicht auf die Vergütung des Vorstands aus. Doch das, so die Autoren, könnte auch daran liegen, dass es noch zu wenige weibliche Aufsichtsräte und vor allem Aufsichtsratsvorsitzende gibt.

Frauen verantworten nicht überwiegend „weibliche“ Ressorts

Auch die These, dass Frauen, wenn sie in Vorständen vertreten sind, häufig typisch „weibliche“ Bereiche verantworten, kann die Untersuchung nicht untermauern. Zwar sind tatsächlich überproportional viele weibliche Vorstände für Personal zuständig (15 Prozent gegenüber neun Prozent der männlichen Vorstandsmitglieder), während 16 Prozent der Männer Vorstandsvorsitzende sind, aber nur fünf Prozent der Frauen. Doch gebe es beispielsweise im Finanzressort kaum einen Unterschied zwischen der Verteilung weiblicher und männlicher Vorstände (16 gegenüber 19 Prozent).

Die Studie wurde vom Institut für Unternehmensführung am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Professur für Management und Controlling an der Georg-August-Universität Göttingen im Auftrag des Bundesfrauenministeriums durchgeführt. Sie basiert auf den Daten der 160 wichtigsten börsennotierten deutschen Aktiengesellschaften (DAX-, MDAX-, SDAX- und TecDAX-Unternehmen) aus den Jahren 2005 bis 2010.

Weitere Informationen:
BMFSFJ: Studie „Frauen in Führungspositionen: Entgeltunterschiede bei Vorständen“


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