Medizin: Vor allem junge Ärztinnen sind unzufrieden

26.01.2012

Trotz des zunehmenden Anteils von Frauen in der Medizin sehen sich Ärztinnen benachteiligt. Ein Drittel ist unzufrieden mit der Bezahlung, zwei Drittel klagen über berufliche Hemmnisse. Das ergab die Studie „Ich bin Ärztin“.

Einhellig sind Ärztinnen der Meinung, dass die Leistung von Frauen in der Medizin anders beurteilt wird, als die ihrer männlichen Kollegen (79 Prozent) und dass Ärzte schneller befördert werden (89 Prozent). Gleichzeitig sind gut zwei Drittel für die Zukunft optimistisch, was die Chance von Ärztinnen auf Führungspositionen betrifft. Sie sind aber auch überzeugt, dass Ärztinnen für beruflichen Erfolg einen männlichen Förderer brauchen (73 Prozent). Für die Studie „Ich bin Ärztin“ befragte die Medizinerin Astrid Bühren zusammen mit dem medizinischen Fachverlag Thieme 1.200 Ärztinnen aller Altersgruppen und Fachgebiete zu ihrer Arbeitssituation.

Auch die Gründung einer Familie macht sich für Ärztinnen deutlich bemerkbar, ihre Karriere ist von Diskontinuität geprägt. So sind zwar 60 Prozent der Absolventen in der Medizin Frauen sind, doch „schließen viele Ärztinnen die Facharztweiterbildung aufgrund inadäquater Rahmenbedingungen nicht ab“, bedauert die Bühren.

Arbeit in Klinik ist belastend

Neben der allgemeinen Einschätzung der Arbeitssituation wurde die Ärztinnen auch nach der eigenen Arbeitssituation und ihrer berufliche Rolle gefragt. Danach empfinden 85 Prozent der Ärztinnen ihren Beruf als besonders belastend. Ärztinnen, die in der Klinik arbeiten, fühlen sich stärker unter Druck als Niedergelassene. Letztere nennen vor allem die freiere Zeiteinteilung und die familienverträglicheren Arbeitszeiten als Vorteil. Erstaunlich ist hier das Ergebnis, dass Ärztinnen ohne Kinder ihren Arbeitsalltag als belastender wahrnehmen. Sie können abends schlechter „abschalten“ und stehen unter größerem Druck, sich beruflich beweisen zu müssen.

Am wenigsten zufrieden mit ihrer beruflichen Situation sind jüngere Ärztinnen: Sie haben Sorge, dass ihre Arbeitsstelle nicht sicher ist, fühlen sich besonders häufig schlecht bezahlt und würden am ehesten den Arztberuf nicht wieder ergreifen. Vergleichbare Studien bezeichnen das als „Praxisschock“: Etwa vier Jahre nach Berufseintritt ist bei Ärztinnen – im Gegensatz zu ihren männliche Kollegen – eine deutliche Minderung des beruflichen Selbstvertrauens zu erkennen.

Weitere Informationen:
Thieme Verlag: Studie „Ich bin Ärztin“


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