„Männer-Dominanz ist überwältigend“

08.03.2012

„Frauen sind an den maßgeblichen wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen in großen Unternehmen Deutschlands weiterhin kaum beteiligt.“ Zu diesem Ergebnis kommt das „Managerinnen-Barometer 2011“ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Die Vorstände der Top-200-Unternehmen waren auch 2011 nahezu ausschließlich mit Männern besetzt. Nur 28 Frauen nehmen einen der insgesamt 942 Vorstandsposten ein, das entspricht drei Prozent. „Hier herrscht eine männliche Monokultur“, so Elke Holst, Forschungsdirektorin am DIW. In den Aufsichtsräten stieg der Frauenanteil leicht von 10,6 Prozent im Vorjahr auf 11,9 Prozent. Zwei Drittel davon sind allerdings Vertreterinnen der Arbeitnehmerschaft. Betrachtet man nur die DAX-30-Unternehmen nahm der Frauenanteil 2011 gegenüber dem Vorjahr um 1,5 Punkte auf 3,7 Prozent zu. „Insgesamt lässt sich ein erster Hoffnungsschimmer bei den DAX-30-Unternehmen erkennen. Das sollte aber nicht über das extrem niedrige Ausgangsniveau hinwegtäuschen“, heißt es in der Studie.

Erstmals wurden auch die Spitzengremien der mittelgroßen und kleineren börsennotierten Unternehmen des MDAX und SDAX in Deutschland in die Untersuchung einbezogen. Obwohl gewöhnlich bei kleineren Unternehmen der Frauenanteil in Führungspositionen höher liegt als bei großen, sei auch hier „die Männer-Dominanz überwältigend“: Nur 2,3 Prozent der Vorstandsmitglieder der MDAX-Unternehmen und vier Prozent in den SDAX-Vorständen waren 2011 Frauen. Positiver Ausnahmefall unter den SDAX- Unternehmen sei das Marktforschungsunternehmen GfK SE, bei dem 2011 drei der sechs Vorstandsmitglieder Frauen waren. Auch der seit Anfang 2012 nur noch vierköpfige Vorstand ist zur Hälfte in Frauenhand. In den – zum Teil deutlich kleineren – Unternehmen mit Bundesbeteiligung, beispielsweise die Deutsche Bahn AG, die Deutsche Telekom AG oder die Bayreuther Festspiele GmbH, liegen die Frauenanteile mit 8,2 Prozent in den Vorständen und 17,7 Prozent in den Aufsichtsräten etwas höher.

Finanzbranche hat Chance verpasst

Kaum Verbesserungen gibt es im Finanzsektor: Der Frauenanteil in den Vorständen der 100 größten Banken und Sparkassen liegt bei 3,2 Prozent, in den untersuchten 59 Versicherungen bei 3,6 Prozent. In 88 Prozent der Vorstände sind Männer vollkommen unter sich. Etwas mehr Frauen sind in Aufsichtsräten vertreten. In Banken und Sparkassen stellen sie 16,6 Prozent und in den Versicherungen 13,1 Prozent der Mitglieder. Hier sei im Zuge der Finanzkrise, als zahlreiche Stellen neu besetzt wurden, eine große Chance vertan worden, mehr Frauen in Spitzenpositionen zu bringen, kritisierte Holst. Dabei stellen Frauen in der Finanzbranche die Mehrheit in der Belegschaft.

Bislang habe „die wachsende Einsicht von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in die Notwendigkeit einer größeren geschlechtlichen Diversifizierung von Führungsgremien nicht zum erhofften Durchbruch bei den Besetzungen von Vorständen und Aufsichtsräten geführt“, heißt es in der Studie. Die Autorinnen empfehlen deshalb fünf Handlungsstrategien: Die Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen sollte als ein zentrales Unternehmensziel verankert werden. Dafür sollte zweitens ein verbindlicher Zeitfahrplan mit konkreten Ziel- und Zeitgrößen sowie Verantwortlichkeiten und Sanktionen erstellt werden. Die Besetzung von Führungspositionen müsse transparent sein. Bei der Personalentwicklung müssten Frauen von Anfang an in die Karriereförderung einbezogen und flexiblere Karrierewege ermöglicht werden. Um all dies zu ermöglichen, sei es fünftens nötig, die Unternehmenskultur für Frauen und deren Lebenswirklichkeiten zu öffnen.

Weitere Informationen:
DIW: Managerinnen-Barometer 2011


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