Fachkräftesicherung braucht familienbewusste Personalpolitik
Fachkräftesicherung ist auch ein Thema im Mittelstand: Drei von vier Unternehmen haben Probleme, Stellen zu besetzen, so der „Trendreport Fachkräftesicherung 2010/2011“ des RKW Kompetenzzentrums. Ein großes Problem: Kind und Karriere schließen sich nach wie vor weitgehend aus.
Der Mangel an Fachkräften in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bezieht sich insbesondere auf qualifizierte Facharbeiterinnen und Facharbeiter mit Berufsabschluss, nicht auf Akademikerinnen und Akademiker. Schwerwiegende Probleme bei der Gewinnung von qualifiziertem Personal melden insbesondere das verarbeitende Gewerbe und der Gesundheitssektor.
Eine der Schwachstellen bei der Personalgewinnung und -bindung: Drei von vier Unternehmen schätzen die Belastungssituation für die Beschäftigten als ausgesprochen hoch ein. Zwar ist der Krankenstand in den Unternehmen unter den Branchendurchschnitten, das Arbeiten bis zum Renteneintrittsalter ist jedoch die Ausnahme. Außerdem besteht hinsichtlich einer familienbewusste Arbeits- und Personalpolitik großer Nachholbedarf: Fast ein Viertel der Unternehmen hat keine Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in ihrem Angebot, 42 Prozent planen immerhin entsprechende Maßnahmen. Auch die Unterstützung bei der Kinderbetreuung ist ein zentraler Aspekt familienbewusster Unternehmenspolitik. Doch 37 Prozent der befragten KMU bieten ihren Angestellten keinerlei Unterstützung in Fragen der Kinderbetreuung. Weitere 40 Prozent lassen sich im Notfall auf Einzelfalllösungen ein, sei es, indem die Kinder mit zur Arbeit gebracht werden können oder Arbeitszeit verschoben wird.
„Alarmierender Befund“
Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind aber nur dann wirklich nützlich, wenn sie keine negativen Konsequenzen für die Karriereentwicklung haben. Deshalb fragte das RKW Kompetenzzentrum auch danach, ob auf höheren hierarchischen Ebenen Angebote zur Vereinbarkeit genutzt werden und wie hoch der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist. Die Antworten „fallen ernüchternd aus“, so die Autoren: Fast jeder dritte Unternehmensvertreter stimmt der Aussage zu, dass sich Kind und Karriere ausschließen. Lediglich in 16 Prozent der befragten Unternehmen werden Maßnahmen einer familienbewussten Personalpolitik auch auf höheren hierarchischen Ebenen in Anspruch genommen. Dementsprechend erreichen Frauen in den allermeisten Fällen nur dann eine Führungsposition, wenn sie auf Kinder verzichten. „Mit Blick auf die Themen Fachkräftesicherung und demografischer Wandel ist dies ein alarmierender Befund“, heißt es in der Untersuchung.
Das RKW Kompetenzzentrum ist eine gemeinnützige Forschungs- und Entwicklungseinrichtung des RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrums der Deutschen Wirtschaft e.V. Für den „Trendreport Fachkräftesicherung 2010/2011“ wurden 50 Unternehmen unterschiedlicher Branchen befragt.
Weitere Informationen:
RKW Kompetenzzentrum: Trendreport Fachkräftesicherung 2010/2011