Ein Gewinn für Unternehmen

13.01.2012

Ein hoher Frauenanteil im Aufsichtsrat eines Unternehmens wirkt sich nicht grundsätzlich positiv auf die Performance aus, zeigt eine neue Studie. Doch Unternehmen, die ihren Fokus auf Privatkunden haben oder insgesamt viele Frauen beschäftigen, profitieren deutlich von weiblichen Führungskräften.

Die Studie „Frauen in Führungspositionen – Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg“ des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Universität Göttingen untersucht den Zusammenhang zwischen dem Frauenanteil in Aufsichtsräten von 160 börsennotierten deutschen Aktiengesellschaften und der Performance dieser Unternehmen in den Jahren 2002 bis 2010.

Laut Kerstin Fehre vom KIT gelingt Firmen, deren Fokus auf dem Privatkundengeschäft liegt, die Kommunikation mit einer gemischten Kundschaft – Männer und Frauen – am besten mit einem Führungsteam, in dem beide Geschlechter vertreten sind. Außerdem sind Unternehmen, in denen viele Frauen arbeiten und auch entsprechend viele im Aufsichtsrat sitzen, überdurchschnittlich attraktiv als Arbeitgeber. Solche Unternehmen ziehen vor allem motivierte, leistungs- und aufstiegsorientierte Frauen an. Dieser Aspekt, so Fehre, werde angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland und des damit verbundenen Fach- und Führungskräftemangels an Bedeutung gewinnen.

Die Studie räumt zudem mit dem weit verbreiteten Eindruck auf, dass Frauen in Topführungspositionen überwiegend kinderlos seien. Im Gegenteil: „Die Berufs- und Lebensläufe der Frauen, die es in Toppositionen schaffen, unterscheiden sich nicht signifikant von denen der Topmänner.“ 70 Prozent der Frauen in den Aufsichtsräten der 330 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands (Prime Standard) sind verheiratet, 60 Prozent haben mindestens ein Kind. In den Vorständen sind sogar 91 Prozent verheiratet und 70 Prozent haben ein oder mehrere Kinder.

Allerdings hat sich der Anteil von Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten in den vergangenen Jahren nicht entscheidend verbessert – auch das zeigt die Studie: So stieg der Anteil der weiblichen Aufsichtsratsmitglieder in Prime-Standard-Unternehmen von 7,5 Prozent im Jahr 2002 auf 9,1 Prozent im Jahr 2010. Das entspricht einer absoluten Anzahl von 213 weiblichen Aufsichtsräten im Vergleich zu 2.131 männlichen Kollegen. In fast zwei Drittel der Unternehmen sitzt gar keine Frau im Aufsichtsrat. Noch dramatischer ist die Situation auf Vorstandsebene: Ende 2010 waren 28 der 1.046 Vorstandspositionen im Prime Standard von Frauen besetzt – was nicht einmal drei Prozent entspricht. Nur 7,6 Prozent der Unternehmen können überhaupt eine Frau im Vorstand vorweisen.

Die Autorinnen und Autoren sprechen sich deshalb für „geeignete Impulse für eine nachhaltige Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen“ aus. Eine gesetzliche Regulierung des Frauenanteils in Spitzengremien „sollte allerdings Spezifika und Besonderheiten der Unternehmen möglichst weitgehend berücksichtigen“.

Die Untersuchung ist die erste, die den Zusammenhang zwischen dem Unternehmenserfolg und dem Anteil von Frauen in Führungspositionen für Deutschland in den Blick genommen hat. Bislang lagen dazu nur Analysen aus anderen Ländern vor.

Weitere Informationen:
Studie: Frauen in Führungspositionen – Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg


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